Feuerrot! Giftig? Nein, mitnichten!

Gefährlich sehen Sie aus, die Feuerwanzen, mit ihrem dramatisch gezeichneten schwarzen Kopf und Halsschild auf dem leuchtendrotgefärbten Körper.

Die Tiere überwintern als Erwachsene, als Imagines, und jetzt, Februar bis März, mit den ersten, warmen Tagen des zeitigen Frühjahrs werden sie wieder aktiv. Zwischen April und Mai legt das Weibchen circa 100 Eier in selbst gegrabenen kleinen Erdhöhlen oder in altem Laub aus dem letzten Herbst. Aber all das berechtigt noch nicht zu der Sorge, diese Tiere könnten gefährlich werden.

Stattdessen: Feuerwanzen, wie die mitteleuropäischen Arten Pyrrhocoris apterus oder P. marginatus, von denen die erste in Mittel- und Südeuropa, dem gesamten Mittelmeerraum und weiten Teilen Asiens bis Indien verbreitet ist - und von der hier die Rede ist - neigen zur Massenvermehrung und zählen zu den hemimetabolen Arten, also zu den Arten, die während ihrer Entwicklung durch Häuten von einem zum nächsten Stadium heranreifen, und nicht wie die holometabolen Arten, die von Stadium zu Stadium, also vom Ei zur Larve über die Puppe zum erwachsenen Tier, dem Imago, eine vollständige Entwicklung durchlaufen. Ja, es ist spannend, dieses zoologische Reich der Insekten! Läßt man sich verleiten, sich einmal intensiver damit zu beschäftigen, kann man sich dem Zauber dieser vielfältigen und formenreichen Organismen, die allesamt perfekt an ihren Lebensraum angepasst sind, nicht mehr entziehen.

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Zurück zu den adulten, den erwachsenen Tieren. Sie sind bereits nach 5 Tagen kopulationsbereit. Die Geschlechter erkennen sich über eine Distanz von ein bis zwei Zentimeter über ein Sexualpheromon. Die eigentliche Begattung dauert 10 bis 30 Stunden und die Generationsdauer beträgt ein Jahr.

Feuerwanzen können nicht selten in großen Mengen am Fuß alter Linden, Robinien, Ulmen und verschiedener anderer Laubbäume angetroffen werden.

Die Wanzen saugen an den Samen dieser Pflanzen, aber auch an Früchten (unter anderem von Malven) und anderen, meist toten pflanzlichen Bestandteilen. Lebende und tote Insekten, Insekteneier oder –larven dienen ebenfalls als Nahrungsquelle. Im Lumen des vorderen Mitteldarmabschnittes befinden sich symbiontische Bakterien, die zur Verdauung der pflanzlichen Nahrung beitragen.

Die Art bildet oft individuenreiche subsoziale Gemeinschaften aus Larven und Imagines, die durch abiotische Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit sowie arteigene Pheromone gesteuert werden, die in dorsalen Drüsen in den beiden vorderen Abdominalsegmenten gebildet werden und aus kurzkettigen n-Alkanen bestehen. Ein weiteres Sekret, das in dorsoabdominalen Drüsen der Larven und den metathorakalen Drüsen der Imagines gebildet wird, löst Alarm- und Fluchtverhalten aus.

Die schwarz-rote Warnfarbe und die Exkrete der Stinkdrüsen schützen die Feuerwanzen gegen Fressfeinde und verfehlen ihre Wirkung auch nicht auf uns Menschen.

Feuerwanzen sind weder Pflanzen- noch Hygieneschädlinge. Ihr zum Teil massenhaftes Auftreten, vor allem im Frühjahr und im Herbst, wird in Parks, auf Friedhöfen und in der Nähe von Häusern gelegentlich als lästig empfunden. An sonnenbeschienenen Hauswänden klettern die Wanzen bis zu zwei Meter hoch. Versehentlich in Häuser eingedrungene Tiere richten keine Schäden an und können auch keine Krankheiten verbreiten. Der typische Wanzengeruch, den die Tiere bei Gefahr abgeben können, wird allerdings als unangenehm empfunden.

Da Feuerwanzen keine Schäden anrichten, ist ihre Bekämpfung in der Regel außerhalb von Gebäuden nicht nötig. In Gebäude eingedrungene Wanzen können mit Hilfe eines Staubsaugers entfernt werden. Fenster, Kellerschächte oder Lüftungsschächte können mit Fliegengaze bespannt werden, um ein Einwandern der Wanzen zu verhindern. Bodendeckende Pflanzen, Feuerholzstapel, Laub oder andere von den Wanzen bevorzugte Versteckmöglichkeiten sollten nicht direkt an Hausfundamente heranreichen.

Übrigens: Im gemäßten Klima des Rheinlandes sind Feuerwanzen als invasive Arten das ganze Jahr über aktiv.

Als Quelle für diesen Beitrag diente eine Veröffentlichung von Dr. Reiner Pospischil, die im Fachmagazin "Der praktische Schädlingsbekämpfer" veröffentlicht wurde. Näheres hierzu beim Verfasser.

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