Ameisenalarm im Garagendach gab es im Herbst 2015. Das Dach wurde geöffnet und der Schaden behoben. Wir wurden gerufen, als die Dachdecker bereits dabei waren, das Dach wieder fachgerecht zu verschließen. Damals hatten Ameisen, die Braune Wegameise Lasius brunneus, nicht nur das Styropor der Dämmung zum Nest "umgebaut", sondern auch zu Schäden am Holz geführt. Feuchtigkeit im Dach war die Ursache, dass diese Art hier ihr Nest angelegt hat.

Damals beschlich uns die Befürchtung, dass das Volk nicht vollständig getilgt sei, weil sich Teile des Volkes haben flüchten können. Wer diese biologischen Zusammenhänge nicht kennt, weil sie nicht zu seinem Fachgebiet gehören, kann so etwas leicht übersehen. In den beiden folgenden Jahren wurde daher beobachtet, ob erneut Genagsel in der Garage anfiel und ob Köder angenommen würde. Genagsel - kleingeraspeltes Baumaterial wie Styropor oder Holz und Körperteile von Ameisen oder erbeuteten Insekten in Millimeterbruckstücken - fiel weiter an. Um das zu erkennen, braucht man aber zum Vergrößern ein hoch auflösendes Binokular. Im Dach, wahrscheinlich in der Dämmung ging´s bei den Ameisen also munter weiter...

Damit kein Missverständns entsteht: Hier wird kein Vorwurf erhoben, jemand habe etwas falsch gemacht. Das wäre überheblich und auch unsinnig. Denn Finger pointing schlägt gerne ins Gegenteil um und die Torte landet im eigenen Gesicht.

Bei Ameisen ist aber grundsätzlich Vorsicht geboten! Von den 175 Arten, die in Mitteleuropa vorkommen, führen nur ein paar Arten zu Schäden in Gebäuden. Da muss man aufpassen. Wir in der Schädlingsbekämpfung begegnen ihnen mit besonderen Respekt! Die Superorganismen dieser staatenbildenden, soziallebenden Insekten haben´s einfach drauf. Sie verlangen von uns jedes Mal neu volle Konzentration, sorgfältige Analyse, überlegtes Vorgehen und Hand in Hand-arbeiten: Also den vollen Einsatz!

Wir entschließen uns, das Dach im Herbst also ein zweites Mal zu öffnen, weil der Befall bei dieser Art auf anderem Weg nicht in den Griff zu bekommen ist.

In der Styropordämmung wimmelt es von Ameisen. Wir sind auf das Nest gestoßen und entfernen das Volk. Dabei nehmen wir so schnell es geht das Dach so weit auf, bis wir keine weitere sichtbare Aktivität mehr entdecken. Die Zusammenarbeit läuft klasse. Es fluppt und macht Spaß.

Als wir fertig sind, der Dachdecker und der Schädlingsbekämpfer, sind Ameisen, zerstörtes Styropor und Schweißbahn entfernt, eingetütet und weggeschafft vom Dach. Etwa ein Viertel des Daches liegt jetzt offen. Nicht nur der Kunde, auch wir müssen schlucken, was wir hier angerichtet haben.  Aber anders wäre es nicht gegangen.

Bei allem Horror - es sind ja nicht unerhebliche Kosten entstanden - haben uns Menschen die Ameisen wieder mal gezeigt, worauf es ankommt: Hand in Hand arbeiten und sich zu verständigen, ohne dass Missverständnisse aufkommen, damit alles wie am Schnürchen läuft.

Wenn Handwerk und Schädlingsbekämpfung zusamenarbeiten, kommen Kompetenz, Wissen und Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen zusammen und ergänzen sich. Das kann nur gut sein und macht übrigens auch unser Verständnis von ökologischer Schädlingsbekämpfung aus, weil Ökologie auch so funktioniert. Wir erweitern unseren Blickwinkel, bleiben offen für Neues und können uns entwickeln und suchen die Erfahrung und das Wissen von anderen. In etwa machen uns die Ameisen das vor. Nehmen wir - Handwerk und ökologische Schädlingsbekämpfung - die Herausforderung an? Klar doch! Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Fachbetrieben und haben diese Ergänzung übrigens schon sehr oft sehr zu schätzen gewusst!